Wer an Stadt denkt, dem kommt nur eine in den Sinn. Wer Stadt liebt, der betet drei Buchstaben herab und wer Stadt für sich in nur irgendeiner Form spürbar machen möchte, der fährt genau dorthin: nach NYC, nach New York City, an den Big Apple, einfach nach New York, nenn es, wie Du willst.

Mehr Stadt geht einfach nicht. Augenblicklich fängt sie Dich ein, schon bei der Fahrt mit dem Taxi vom Flughafen in die City zwischen Hudson und East River. Alle Bilder, die wir irgendwo in unserem Kopf gespeichert haben, flattern wie ein schier unendloser Film vor unserem inneren Auge vorbei. Manhattan, Central Park, 9/11, Twin Towers, das neue World Trade Center, Freiheitsstatue. Metro, Little Italy, die inzwischen begrünte High Line, auf der man sich die Häuserschluchten in exponierter Lage erwandern kann und Obdachlose, die wie vor einer Filmkulisse ihre Wägelchen durch den morgendlichen Nebel schieben, der aus den U-Bahn Schächte hinauf in die Stadt bläst und dabei, natürlich, auch noch ein paar lose Zeitungsseiten durch das Bild wirbelt.

Alles schon gesehen

Und, natürlich, haben wir alle berühmten Gebäude schon irgendwo mal gesehen, selbst wenn wir nie selbst in New York gewesen sind. So eingebrannt haben sich die architektonischen Ikonen der Fotografiegeschichte, dass wir sie augenblicklich erkennen, selbst wenn wir den eigentlichen Namen des Gebäudes nie gewusst oder längst schon wieder vergessen haben. Wer das erste Mal in Manhattan ist, der guckt eigentlich immer nur nach oben, weil sich alles genau dort abzuspielen scheint. Chrysler, Empire State, Woolworth Building, immer die Augen in Richtung Beton, Glas und Himmel gerichtet. Irgendwann beginnt alles ein klein wenig im graublauen Dunst zu verschwimmen…

Auf der 5th Avenue spazieren

Egal, wo man in New York unterkommt, man erläuft sich die Stadt zu Fuß. “You see me walking down 5th Avenue” singt Sting in “English Man In New York” und egal, ob mit Hund oder ohne, er hat Recht. Einfach mal losgehen vom Central Park hinunter zum Washington Square Park. Vorbei am MOMA, Rockefeller Center und später auch am Empire State Building. Irgendwann, so nach gefühlten 30 Blocks, kommt linker Hand der Madison Square Park und vorne läuft man direkt auf den Spitz zu, der sich zwischen 5th Avenue und dem Broadway auftut. Unmittelbar dazwischen zwängt sich noch so eine Ikone der Bauwerkskunst, die man schon mindestens tausendmal gesehen hat: Das Flatiron Builing. Anfang des 20 Jahrhunderts hochgezogen und mit seiner Keilform die Fläche optimal ausnutzend.

So schmal und verletzlich sieht es aus, so anders, als die meisten Gebäude in der Stadt. Und das ändert sich auch nicht, wenn man nur wenige Meter davor steht und an der knöchrig-verschnörkelten Fassade empor blickt. Wenn man nicht wüsste, dass im Inneren jede Menge Stahl verbaut ist, müsste man bei jedem kräftigen Windstoß Angst haben, dass das Bügeleisen im Neurenaissance-Stil augenblicklich weggefegt werden könnte. Aber so trotzt es mit seinen 22 Etagen Wind und Wetter und erfreut den gemeinen New York Besucher mit seiner fast befremdlichen Zartheit. Das ist tatsächlich ungewöhnlich, wo die Stadt ansonsten eher eine geradezu brachiale Wucht auf die Menschen ausübt. Hier ist das anders. Man hält kurz inne, atmet die New Yorker Stadtluft ein und hat das Gefühl, unendlicher Stille. Zumindest für einen kurzen, ja, vielleicht sehr kurzen Augenblick.

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